KOPFSACHE MIT UNGEAHNTEN FOLGEN

Gesundheit ist nicht alles, aber ohne Gesundheit ist alles nichts  (Arthur Schopenhauer)

 

Es ist 2:45 Uhr. Ein Kirschkernkissen auf dem Kopf drapiert, sitze ich auf dem Sofa und mir droht mal wieder der Schädel auseinanderzufliegen. Warm laufen die Tränen über die Wangen und in mir macht sich Verzweiflung breit. Schmerz-Tabletten helfen schon lange nicht mehr. Gepaart mit einem natürlichen Schlafmittel bleiben mir nachts zumindest ein paar Stunden eines unruhigen Schlafes. Leichtes Fieber kommt und geht, worauf sich meine Ärztin keinen Reim machen kann. Für die quälenden Nacken- und Rückenschmerzen hat auch der Orthopäde keine wirkliche Erklärung. Dass ich mein Kinn nicht zum Brustbein ziehen kann, bringt ihn nicht weiter aus der Ruhe. Eher tippt er auf steifen Nacken aufgrund der Hitze, die uns oft dazu verleitet, die Klima-Anlage im Auto auf Hochform zu bringen.
Bis die klärende Diagnose kommt, werden allerdings noch viele Tage ins Land gehen. Zu diesem Zeitpunkt werde ich neben all den Schmerzen nur noch sehr mühsam laufen können, mich mehrfach am Tag übergeben, verschwommen und doppelt sehen.
Nach einigen ernüchternden Arztbesuchen kommt die Lösung tatsächlich in Form eines hilfesuchenden Anrufs meines Mannes bei seinem Freund Felix. Der kann aufgrund seiner schweren Krankheit gesundheitlich in sehr vielen Dingen mitreden – und seine Frau ist Ärztin. Nach kurzer Rücksprache mit ihr meldet er sich wieder mit den Worten: „Pack deine Frau ins Auto und fahre sie in die Neurologie in Heidelberg. Die hat vermutlich eine Hirnhautentzündung.“ Ich verfolge das Gespräch und was er beschreibt, versetzt mich in Angst und Schrecken. Auf keinen Fall möchte ich in die Klinik. Hilft ja aber nix. Felix liegt vollkommen richtig – sowohl was seine gezielte Laien-Ferndiagnose als auch den Ablauf betrifft. Bange Blicke ernte ich heute, wenn ich über das Damokolesschwert Nervenwasserziehen berichte. Es tat jedoch weder weh noch hatte ich final irgendwelche Bedenken. Zumindest die Kopfklinik in Heidelberg hat das bestens drauf, der herzliche Medizin-Student (ja, du liest richtig) hat das Nervenwasser wunderbar gezogen. So komisch das klingt, ich würde hundertmal lieber diese Prozedur nochmal über mich ergehen lassen, als mich mit medizinischer Maske in ein MRT zu legen.

Mit Abstand betrachtet war es sicherlich einer der herbsten gesundheitlichen Schläge, die ich bisher im Leben einstecken durfte – neben meiner Herz-Geschichte, die mich ja auch viele Jahre auf Trab gehalten hat (und es ganz selten noch tut). Und ich stelle mir wieder die Frage: „Für was war das jetzt gut?“ Darauf habe ich sogar Antworten. Was ich ganz sicher sagen kann ist: die Hirnhautentzündung hat mich zu einer völlig anderen Form der Ernährung geführt. Warum? Auch wenn ich das Glück hatte, das beste Antibiotikum der Welt zu erhalten. Nach drei Wochen täglicher, intravenöser Dosis kann ich sagen: Danach geht es dem Kopf wesentlich besser, dem restlichen Körper aber halt nicht. Mal abgesehen davon, dass meine Darmflora völlig hinüber und Heißhunger an der Tagesordnung ist.

Wie so oft – seit ich unsere Ärztin Karin 2005 kennengelernt habe – löst sie (wieder mal) unbewusst eine Wende in meinem Leben aus: „Gut wäre, wenn du jetzt fastest, um den ganzen Müll loszuwerden.“ Nee, das hat sich nicht gesagt, aber der Originalsatz fällt mir nicht mehr ein.
Und damit starte ich am 1. Advent eine faszinierende Ernährungsreise mit dem bewährten Buch „Wie neugeboren durch Fasten“. Ganz sicher hatte ich dabei keine radikale Ernährungsumstellung im Sinn. Ein halbes Jahr später bin ich nicht nur den Müll los, sondern auch einige langjährige Beschwerden und ein paar Corona-Pfunde obendrein.

Was der wirkliche Auslöser für die Hirnhautentzündung war?
Wer weiß das schon. Vielleicht hatte es mit dem Insektenstich davor zu tun, vielleicht hängt es mit dem Epstein Barr Virus zusammen, wie Anthony William vermutet. Vielleicht hat mich das Universum aber auch einfach wissen lassen, dass es einen größeren Plan braucht, wenn ich es ernst meine, gesund und fit 106 Jahre alt werden zu wollen. So zumindest steht es ja seit Jahren auf meiner Löffel-Liste.